Die Csardasfürstin

Theater Münster, Dezember 2017

    

        

 

(c) Theater Münster/Berg

 

Musikalische Leitung: Stefan Veselka

Bühne: Bernd Franke

Kostüme: Isabel Graf

Dramaturgie: Ronny Scholz

Choreographie: Tomasz Zwozniak

 

mit:

Kathrin Filip, Henrike Jacob, Suzanne McLeod;

Erwin Belakowitsch, Gregor Dalal, Garrie Davislim, Dirk Schäfer, Christoph Stegemann

 

 

 

Pressestimmen:

 

Der Star singt vor Soldaten

Von den glorreichen Zeiten als Revuetheater zeugen eigentlich nur noch der ausladende Kronleuchter und der üppige Bühnenvorhang. Wo sich einst die „Upper Class“ der K.-und-k.-Monarchie amüsierte, liegen jetzt verwundete Soldaten, kämpfen Ärzte und Schwestern um deren Leben. Mareike Zimmermann verortet Emmerich Kálmáns Operette „Die Csárdásfürstin“ im Jahr 1917 – kurz nach ihrer Uraufführung. Es herrscht Krieg in Europa, Soldaten wollen unterhalten werden – zur Erhaltung ihrer Kampffähigkeit. So reist Sylva Varescu, der ehemalige Star des Hauses, mit Klavierbegleiter Feri zur Truppenbetreuung an. Als dann noch Graf Boni, der sich dem Schlachtfeld immer wieder durch Selbstverstümmelung entzieht, dazustößt, erinnern sich die drei an goldene Zeiten und an Sylvas Liebesgeschichte mit dem Fürstensohn Edwin.

Kálmáns bittersüßes „Weißt Du es noch?“ stellt Regisseurin Zimmermann als Motto über ihre Inszenierung, Isabel Graf entwirft Kostüme, die blitzschnelle Verwandlungen ermöglichen. So werden aus Krankenschwestern im Nu die „Mädis vom Chantant“, aus gestrenger Oberschwester und dem Chefarzt das Fürstenpaar. Episodisch und pointiert wird an vergangenes Amüsement erinnert, Glamour und blinkende Operettenuniformen fehlen fast gänzlich. Da wird der rasante Untergang einer Epoche deutlich, wird aber auch durch konzise Personenführung dem Liebesreigen viel Aufmerksamkeit gewidmet. (…) Nichts fehlt von all den Gefühlsverwirrungen und triebgesteuerten Aktionen der Protagonisten. Komik hat viel Platz in dieser „Csárdásfürstin“. Natürlich ist es „a bisserl“ schade, wenn das Happy-End fehlt – aber folgerichtig: Die Chance auf eine sorgenfreie Zukunft ist vorbei.

(…) Wie aus einem Guss steht der Chor mitten in der Inszenierung. Und es ist ein tolles Bild, wie die Herren beineschwingend die Revuegirls nachahmen. (…) Eine gute Figur macht Kathrin Filip als Comtesse Stasi. Keck, frech, fast schon emanzipiert sieht sie das Liebesleben eher von der rationalen Seite. (…)

Ohne dass Charme und Eleganz verloren gehen. So gelingt ein Operettenabend, der Freude macht.

 

Westfälische Nachrichten, 03.12.2017, Thomas Hilgemeier

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© Mareike Zimmermann